Hockey Nachrichten

Hockey ist die proportional am stärksten gewachsene olympische Sportart 2014

Starker Zuwachs im weiblichen Bereich / DHB will sich auf 4,88 Prozent nicht ausruhen

 

28.12.2014 - Das Jahr 2014 endete für den Deutschen Hockey-Bund nicht nur sportlich mit dem Sieg der Herren bei der Champions Trophy in Indien ausgesprochen erfolgreich. Auch in Sachen Mitgliederwachstum kann der DHB auf ein sehr positives Jahr zurückblicken. In den aktuellen Mitgliederstatistiken des DOSB wird der Deutsche Hockey-Bund unter den olympischen Spitzenverbänden erstmals auf Platz eins geführt, wenn man das prozentuale Wachstum an Mitgliedern heranzieht. Um 4,88 Prozent wuchs der DHB, mehr als jeder andere Verband, während der gesamte olympische Sport leicht an Mitgliedern verlor.

 

Für den für Sportentwicklung im DHB zuständigen Vizepräsidenten Jan-Hendrik Fischedick (Foto, r.) ist das eine erfreuliche Entwicklung: „Wir waren zwar auch in den letzten Jahren immer oben mit dabei, aber noch nie ganz vorn!“ Der Hockey-Verband hat damit erstmals über 80.000 Mitglieder, genau 81.189 und damit 3.777 mehr als 2013.

Fischedick sieht darin die gute Jugendarbeit der knapp 400 Mitgliedsvereine repräsentiert, aber er weiß auch: „Wir haben den Vorteil, dass wir als relativ kleiner Verband einen direkteren Draht zu unseren Clubs haben als große Sportbünde. Wenn wir Sportentwicklungs-Regionalkonferenzen oder HockeyScout-Lehrgänge veranstalten, zu denen jeweils 25 Leute kommen, erreichen wir im Jahr 30 bis 40 Vereine, also gut zehn Prozent unserer Mitglieder.“

Das Sportentwicklungsteam in der DHB-Geschäftsstelle um Sportentwicklungs-Referentin Maren Boye seit zudem gut mit den entsprechenden Stellen im DOSB vernetzt. „Was wir da hören, wird gut in die Clubs transportiert!“ Eine Steigerung im deutschen Sport sei in den letzten Jahren in erster Linie bei den Teamsportarten und dort besonders im weiblichen Bereich zu verzeichnen, weiß Fischedick.

Und so wundert es den in Dortmund lebenden Familienvater auch nicht, dass der Zuwachs beim DHB überproportional im weiblichen Bereich zu finden ist. Allein bei den sieben- bis 14-jährigen Mädchen hat der Hockeysport 2014 rund 2.250 neue Aktive hinzugewonnen – also, mehr als die Hälfte des Gesamtzuwachses. „Unser Vorteil ist, dass wir neben Fußball die einzige Teamsportart sind, die auch draußen betrieben wird. Zudem hilft uns auch die Industrie: Im Hockey gibt es poppige, coole Schläger und chice Kleidung, die bei Mädchen in dem Alter ankommt!“ Auch im Spielverkehr ist die Steigerung im weiblichen Bereich stark zu merken. Immer mehr Mädchenteams werden in den verschiedenen Ligen angemeldet.

„Ich denke, dass wir im Hockey den Umgang mit der G8-Schulstruktur vernünftig angegangen sind – durch Kooperationen mit Schulen oder zum Beispiel auch der effektiveren Trainingszeitenplanung. Warmlaufen und Stretching nicht auf dem Platz, sondern daneben zu gestalten, hilft, die durch den späteren Schulschluss kleineren Fenster für Trainingszeiten effektiv zusammenzuschieben“, erklärt Fischedick.

Doch dass Hockey sich nicht auf der guten Entwicklung der letzten Jahre ausruhen darf, ist dem DHB-Vizepräsidenten auch bewusst: „Wir müssen in Zukunft noch mehr in die Kindertagesstätten und Kindergärten! Wir wissen durch neue Studien, dass Mädchen sich im Schnitt schon mit sechs Jahren, Jungs sogar bereits mit fünf Jahren für einen Sport entscheiden. Wenn man im Kindergarten mit spielerischen Formen wie dem Kissenhockey langsam und behutsam anfängt, weckt das das Interesse! Auch die Kindergärten profitieren in ihrer Außendarstellung von solchen Kooperationen. Der Mannheimer HC macht es bereits mustergültig. Dort ist jeden Tag eine andere Kindertagesstätte auf der morgens ja freien Anlage. Auch wenn nicht jeder Verein die optimalen Bedingungen wie der MHC hat, ist das doch ein gutes Beispiel!“

 

Hockey-Seniorensport muss noch stärker in Schwung gebracht werden

Fischedick und seine Sportentwicklungs-Mitarbeiter wissen um die positiven Entwicklungen, haben aber durchaus auch die Problemfelder im Blick. So geht es mit der Entwicklung im Hockey-Seniorensport immer noch nicht wirklich voran, auch wenn die männlichen Ü-Nationalmannschaften von Ü40 bis Ü70 in diesem Jahr bei ihren Weltmeisterschaften in Holland positiv von sich reden machten.

„Diese Ü-Nationalteams sind in der Regel Reisemannschaften. Was uns fehlt, ist der Unterbau – ein Ligensystem, in dem Spieler nach ihrer Karriere im Damen- und Herrenbereich aufgefangen und im Sport gehalten werden“, so der DHB-Vizepräsident. Ansätze hierzu gibt es im Kleinen bereits. 2015 sollen als Pilotprojekt im Westdeutschen Hockey-Verband Seniorenligen eingeführt werden, wo ältere Hockeyspieler unter sich spielen können. „Nicht frustriert mehr, als wenn du als 60-Jähriger regelmäßig gegen Teams spielst, die sich mit 30-Jährigen auffüllen“, so Fischedick. „Deshalb wird in den neuen Ligen mit Spielerpässen auch kontrolliert, ob alle aus der jeweiligen Altersgruppe kommen!“

Dabei sollen Vereine, die nicht über die Menge an Spielern im jeweiligen Alter verfügen, nicht ausgeschlossen werden. „Wenn es zwei, drei Vereine in einer Stadt gibt, können diese Städtemannschaften bilden, um mitzuspielen.“ Dabei wird es erst einmal um den männlichen Seniorenbereich gehen. „Wir wissen, dass wir im weiblichen Bereich noch viel mehr Aufbauarbeit leisten müssen. Da sind die Strukturen leider noch viel zu schwach, um kurzfristig so etwas aufzubauen!“

 

Strukturentwicklung geht noch mehr in Richtung der Ballungsräume

Ein weiteres kritisches Feld sind – ungeachtet der positiven Gesamtbilanz des Verbandes – die großen „weißen Flecken“ auf der deutschen Hockeykarte, insbesondere im Osten und Süden Deutschlands. Hier vertritt Fischedick eine klare Auffassung, auch wenn diese bei einigen als eher unpopulär aufgefasst werden könnte: „Die Strukturentwicklung geht insgesamt in Deutschland eher in Richtung der Ballungsräume. Da haben einige Clubs, wie etwa in Hamburg oder Westdeutschland, jetzt schon Kapazitätsprobleme. Aber es gibt auch da noch viele kleinere Clubs, denen wir helfen müssen, für Hockey-interessierte Anfänger Angebote zu schaffen. Es ist für uns viel schwerer, Vereine zu puschen, die als Insel in Flächenstaaten sitzen, wo man mit seinen Teams eine Stunde oder mehr fahren muss, um an Punktspielen teilnehmen zu können.“

Man könne Deutschland da nicht mit den Niederlanden vergleichen, wo Kommunen zurzeit von sich aus die Umwidmung von Fußball- in Hockeyplätze anstreben, weil dort der Jugendfußball wegen Gewaltexzessen unpopulär geworden ist, und von sich aus bereit sind, Geld dafür zu investieren. „Die Voraussetzungen hier sind einfach andere – das muss man akzeptieren“, so Fischedick. „Aber es gibt auch bei uns positive Ausnahmen, wie etwa in Gosslar oder Heilbronn, wo auch in der Hockey-Diaspora sich Vereine großartig entwickelt haben. Aber das hat immer jeweils mit dem außergewöhnlichen Einsatz Einzelner in diesen Vereinen zu tun und hängt entscheidend davon ab.“

 

» die DOSB-Mitgliederzahlen im Überblick (pdf)

 
20. April 2024
« zurück
» mehr Nachrichten
Link teilen
   
 

» Impressum   » Datenschutz © 2024 • hockey.de