Jugendhockey

 

Blaue Wimpel für würdige Titelträger

Nachlese der DHB-Sportbeobachter von den Meisterschaften der Jungen

 

29.02.2016 - TC BW Berlin, Nürnberger HTC, SC Frankfurt 1880 - Meister, die man in diesen Altersklassen entweder noch gar nicht oder zumindest schon lange nicht mehr hatte, gab es bei den deutschen Hallenmeisterschaften 2016 im männlichen Nachwuchsbereich. Wie die DHB-Beobachter Akim Bouchouchi (Jugend A in Dortmund), Matthias Becher (Jugend B in Hanau) und Benedikt Schmidt-Busse (Knaben A in Lübeck) die Geschehnisse einstuften, haben wir nachstehend zusammengefasst.

 Helle Freude bei den Frankfurter Knaben A über den blauen Meisterwimpel. Foto: Maas

 

Männliche Jugend A: Premiere für Blau-Weiss Berlin

Die Siegerlisten der Deutschen Jugendmeisterschaften haben einen neuen Eintrag. Der Tennisclub Blau-Weiss Berlin holte bei der Hallen-DM der Männlichen Jugend A in Dortmund seinen ersten blauen Wimpel. Nachdem der Hauptstadt-Club schon ein paar Jahre gut in der Szene mitmischt, bereits mehrfach Jugend-Endrunden erreichte und die TC-Herren in der 1. Bundesliga (Feld wie Halle) verankert sind, hatte es trotzdem bislang nicht zu einem Titel im Nachwuchsbereich gereicht.
Nach dem 4:2 im Finale gegen den Lokalrivalen Berliner HC - der bereits in der Nord-Ost-Zwischenrunde im Endspiel besiegt werden konnte (5:1), nicht aber bei der Ostdeutschen – steht der TC 1899 also nun erstmals ganz oben. „Blau-Weiss ist als einer der Favoriten in die DM gegangen. Sie haben sich am ersten Tag ein bisschen schwer getan und hatten im Halbfinale gegen Düsseldorf extrem Mühe, doch im Endspiel hat man einfach gesehen, dass sie breiter aufgestellt sind als die Konkurrenz und sie einfach viele gute Spieler besitzen“, beschrieb U18-Bundestrainer Akim Bouchouchi den Weg des neuen Meisters durch das Turnier.
Insgesamt lag nach Einschätzung des DHB-Beobachters „alles nah beieinander“. Die mit wenigen Ausnahmen knappen Resultate geben Bouchouchi recht. So fiel die Entscheidung um den Halbfinaleinzug tatsächlich erst in den letzten Gruppenspielen. „Letztlich haben sich die komplettesten Teams für das Halbfinale durchgesetzt“, fand der Bundestrainer. Am knappsten war es dann im ersten Vorschlussrundenspiel, wo der spätere Meister TC gegen den Düsseldorfer HC nach 1:1 ins Penaltyschießen musste und dort mit 2:1 der Glücklichere war. Das rein Berliner Finale wurde dann durch das ebenfalls knappe 2:1 des BHC über Krefeld perfekt gemacht. Gemessen an den engen Verläufen der vorangegangenen Spiele war es im Finale dann klarer. Über 3:0 und 4:1 kam der TC Blau-Weiss zu seinem 4:2-Erfolg.
Von Akim Bouchouchi wurden Torwart Fabian Radtke (BW) und die Feldspieler Paul Dösch (BW), Niklas Westphalen, Lucas Lehmann (beide BHC), Christian von Ehren (Krefeld) und Raphael Hartkopf (DHC) ins Allstar-Team der DM berufen. Auffällig hätten auch Feldspieler Leo Harms (UHC), Max Weiher (Mannheim), Tim Schwieren, Frederik Treis (beide UHC), Moritz Schur (DHC), Tino Volkert (BHC), Max Cirener und Linus Michler (beide CHTC) agiert. Das Torwartniveau fand der Bundestrainer allgemein gut, am meisten positiv überrascht hat ihn dabei Mika Schleu (BHC), der als Vertreter des Jahrgangs 2000 (also jüngerer JB-Jahrgang) eine für das Alter „schon sehr reife Leistung gezeigt“ habe.
Bouchouchi merkte zu den Leistungen der Schiedsrichter an, dass die DM-Spiele „ruhig und professionell geleitet“ wurden und dass es deswegen „kaum diskussionswürdige Entscheidungen“ gab. Auffällig sei gewesen, dass wie in den vergangenen Jahren ein sehr manierlicher, positiver Umgang zwischen Unparteiischen, Mannschaften und Trainern geherrscht habe. „Das war ganz entspannt“, so der Bundestrainer. Als „top“ bewertete Akim Bouchouchi die Organisation des DM-Ausrichters TSC Eintracht Dortmund, der für eine gute Stimmung in der stets ordentlich gefüllten Halle gesorgt habe.

Männliche Jugend B: Nürnberger HTC krönt seine Entwicklung

Ein einziges Tor, fünf Minuten vor Ende der 30 Spielminuten erzielt, reichte dem Nürnberger HTC im Endspiel gegen den TC Blau-Weiss Berlin zum Titelgewinn bei der Deutschen Meisterschaft der Männlichen Jugend B in Hanau. „Ein verdienter Meister. Der NHTC hatte ein superspannendes Komplettpaket aus individueller Qualität und mannschaftlicher Geschlossenheit zu bieten“, würdigte U16-Bundestrainer Matthias Becher den neuen Titelträger. „Nürnberg kam mit allen Situationen während des Turniers am besten klar und verlor nie seine ruhige Ausstrahlung“, sah DHB-Trainer Aditya Pasarakonda, der zusammen mit Becher die Beobachtung am DM-Wochenende vornahm, einen weiteren Vorteil des Turniergewinners.
Nach dem Verlauf der Gruppenspiele hätten viele der Zuschauer noch darauf gewettet, dass der Mannheimer HC den blauen Wimpel würde mit nach Hause nehmen können. So souverän wie kein anderes der acht DM-Teams marschierte der Süddeutsche Meister durch die Gruppenspiele, die laut Pasarakonda „viele gute offensive Momente, aber auch schwankendes Niveau“ gebracht hatten. „Mannheim war nach dem Samstag der starke Favorit, hatte dann im Halbfinale allerdings auch etwas Pech“, beschrieb Matthias Becher das 0:1 gegen den TC Blau-Weiss. Obwohl die Berliner „unheimlich gut verteidigt“ hätten, hatte Mannheim bei einem Siebenmeter und mehreren Hundertprozentigen genügend Chancen zum Sieg. Frankfurt vervollständigte das Feld der Halbfinalisten und stellte für Becher „das erfreuliche Beispiel dar, wie weit man mit einer geschlossenen Mannschaftsleistung und einer griffigen Verteidigung kommen kann“.
In das Allstar-Team der DM beriefen Becher/Pasarakonda Torhüter Benjamin Kurney (TC BW) und die Feldspieler Jon Mechtold, Benjamin Benzinger (beide NHTC), Fedor Bock (TC BW) und Teo Hinrichs (Mannheim). Angetan war U16-Nationalcoach Becher von der Entwicklung, welche einzelne Spieler, aber auch ganze Teams in den vergangenen zwei Jahren genommen hätten. „2014 waren fünf der heutigen DM-Teilnehmer bereits bei der Hallen-DM der Knaben A dabei“, so Becher, der an dieser Stelle erneut Nürnberg hervorhob: „Dass der NHTC damals noch den letzten Platz belegte, zeigt, welche tolle Arbeit die Trainer Michi Mechtold und Frederic Wolff gemeinsam mit ihren Jungs geleistet haben.“
Die Schiedsrichter haben nach Meinung der Beobachter einen soliden und wie gewünscht unauffälligen Job gemacht. Besonders hervorgehoben wurde von Becher der unter der Turnierleitung von Andreas Wille, René Pleißner und Marie-Theres Gnauert fast schon gewohnt vorbildliche Umgang zwischen Schiedsrichtern, Trainern, Spielern und Turnieroffiziellen an dem Wochenende. Lob gab es auch für den 1. Hanauer THC, der „alles organisiert hat, was man für ein gutes Turnier braucht“ (Becher). Eine volle Halle verlieh der DM zudem den würdigen Rahmen. Abschließend Matthias Becher: „Ich gehe mit viel Vorfreude und Zuversicht aus Hanau Richtung U16-Zentrallehrgang mit vielen der 2000er Jungs, und ich wünsche den Spielern des Jahrgangs 1999 ganz viel Erfolg bei ihren ersten Erfahrungen im Aktivenbereich und im kommenden U18-EM-Jahr.“

Knaben A: Junges Frankfurter Team begeistert

„Unfassbar viel Leidenschaft“ attestierte DHB-Beobachter Benedikt Schmidt-Busse dem neuen deutschen Meister SC Frankfurt 1880. Die Hessen hatten sich in Lübeck mit 2:1 im Endspiel gegen den HTC Uhlenhorst Mülheim durchgesetzt. Eine fast noch größere Bravourleistung stellte für den SC 80 der 3:2-Sieg im Halbfinale gegen den Club an der Alster dar. Bis wenige Minuten vor Ende führten die Hamburger mit 2:0. „Da darf Alster den Gegner nicht mehr ins Spiel zurückkommen lassen“, so Schmidt-Busse.
Insgesamt war der DHB-Beobachter nicht gerade überwältigt vom sportlich Dargebotenen. „Das Niveau war ordentlich, aber ich habe schon bessere DM-Endrunden in dieser Altersklasse gesehen“, sagte Schmidt-Busse, dem die „Qualität in der Breite“ fehlte. Insbesondere bemängelte er, dass „vieles vorhersehbar“ gewesen sei und die überraschenden Aktionen entsprechend selten vorkamen, ebenso wie prickelnde Schusskreisszenen. Was Schmidt-Busse auch auf technische und individualtaktische Qualitäten zurückführte, die bei vielen Spielern noch nicht richtig ausgeprägt seien.
Mit den Halbfinalisten hätten sich jene vier Mannschaften durchgesetzt, die am Samstag am konstantesten spielten. Krefeld sei „ganz knapp am Halbfinaleinzug gescheitert“, musste sich dann im Spiel um Platz fünf den am Samstag noch hinter den Erwartungen zurückgebliebenen Stuttgartern beugen. Letztendlich habe mit Frankfurt die Mannschaft den Titel gewonnen, die „ein Bombenturnier gespielt“ habe und mit ihrer „unbekümmerten Spielweise phasenweise begeisterte“. Besonders bemerkenswert: Der neue Meister spielte mit einer ganz jungen Truppe, bei dem der Großteil des Kaders aus Spielern des jüngeren KA-Jahrgangs (2002) bestand.
Der Herausragende dieser auffälligen 2002er, Frankfurts Aaron Flatten, wurde neben Torwart Moritz Jansen (Mülheim) und den Feldspielern Luca Wolff (Alster), Benedikt Schwarzhaupt (Flottbek), Mats Philippsen (Frankfurt), Elian Mazkour (Mülheim) und Peer Kemmerich (Krefeld) in das Allstar-Team der DM aufgenommen. Gute Leistungen hatten in Augen von Benedikt Schmidt-Busse noch Jonas Seidemann, Moritz Ludwig (beide Mülheim), Timo Kosoll (CHTC), Magnus Hautzel (SC 80), Philip Bezzenberger (Alster) und die Torhüter Tom Brückner (Alster) und Jan Eberhardt (SC 80) geboten.
Die Schiedsrichterleistung beschrieb der Beobachter als „im Finale sehr souverän“, davor hatte es nach Ansicht von Schmidt-Busse „gute Leistungen, aber auch manch schwer nachvollziehbare Entscheidungen“ der Unparteiischen gegeben, die insgesamt ein „sehr heterogenes Bild“ abgegeben hätten.
Nach dem „guten Testballon vor drei Wochen“ (Schmidt-Busse mit Augenzwinkern über die Doppel-DM der Damen und Herren) an gleicher Stätte, sei die Meisterschaft der Knaben A ebenso top besucht und vom LBV Phönix sehr gut, weil persönlich und herzlich, organisiert gewesen. Das Angebot des Livestreams, besetzt mit Nachwuchskommentatoren, kam bestens an.

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26. April 2024
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